Istzustand
Die derzeitige, sogenannte Landwirtschaft ist zum größten Teil ein technik- und mineralölbasierter Raubbau an den Schätzen der Natur und der Zukunft unserer Kinder.
Konventionelle Landwirtschaft benutzt den Boden lediglich als Substrat, wo hinein Pflanzen, Dünger und Wasser gegeben werden. Begleitet von Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden findet ein Kampf gegen die Natur statt. Ziel ist die maximale Ausbeutung der Fläche in Hinblick auf die Verwertung für den Menschen (auch über den Umweg Tierfutter oder Biogas, dazu später mehr).
Das Bodensubstrat wird mit immer größeren Maschinen totgepflügt, eigenes Bodenleben stört konventionelle Landbewirtschaftende eher. Wobei das Wort <konventionell> (herkömmlich) ja gar nicht stimmt.
Vor 100 Jahren prägte ein ganz anderer Landbau die Landwirtschaft. Wenn Agrarökonom*innen sagen, dass haben schon die Ur-Ahnen so gemacht wie es jetzt läuft, dann ist das eine Lüge.
Das Resultat konventioneller Landwirtschaft konnten wir bei Übernahme des Ackers bestaunen. Wir gruben Löcher für Obstbäume und konnten feststellen, dass kein einziger Regenwurm das lehmige Erdsubstrat bewohnte. Die obere Erdschicht enthielt Spuren von organischem Material, die wir in der etwas dunkleren Färbung erkannten. Eine wissenschaftliche Bodenanalyse kam zum gleichen Ergebnis.
Das das derzeitige System nur solange funktioniert, wie Mineralöl ausreichend und billig verfügbar ist wird nicht kommuniziert.
Wenn das Öl knapp wird, sind die großen Maschinen ein riesiger Kostenfaktor oder bleiben wegen Treibstoffmangel ohne Einsatz. Der Dünger wird von der chemischen Industrie hergestellt, so wie auch die giftigen Spritzmittel. Alles ist nur mit Hilfe von Mineralöl zu produzieren.
Nach der Ernte werden Nahrungsmittel oft weit transportiert. Bei frischer Ware muss es wegen der langen Transportwege in der Kühlkette erfolgen, was die CO2-Bilanz weiter verschlechtert.
Durch den fortschreitenden Klimawandel ist das ehemalig wasserreiche Westeuropa von Trockenheit geplagt. Die LW bedienen sich immer mehr und immer länger der Bewässerung.
Ein bewusster Umgang mit der wertvollen Ressource ist nicht zu sehen.
Die Brunnen werden, wenn sie den aktuellen Pegel des x-ten Grundwasserleiter leergepumpt haben, tiefer gebohrt, damit das Wasser läuft. Die Pumpen werden immer größer und verbrauchen mehr Energie. Das Wasser, was seit tausenden von Jahren dort hinab geflossen ist, wird in wenigen Jahren aufgebraucht.
Durch die geleerten Grundwasserleiter (bis 30/40m) werden die Bäume geschädigt, die keinen ausreichenden Zugriff auf Wasser mehr haben. Das sind gerade die alten Bäume, die ganz viel CO2 binden, weil sie große Organismen sind und viel Photosynthese in tausenden Blättern betreiben.
Nachhaltig ist anders.
Warum brauchen wir eine Agrarwende?
Sicherlich ist aus der Historie gesehen der Kampf gegen die Natur verständlich. Noch vor 100 Jahren war Natur der Normalzustand rundherum. Wenn Menschen Felder bestellten, so war diese immer umringt von Natur und das Bedürfnis, diese freizuhalten von Natur ist nachvollziehbar.
Heute sehen wir vor allem Agrarwüsten, in denen nichts natürliches mehr lebt. Der großflächige Kampf mit Maschinen und Giften; die Flurbereinigung mit der Vernichtung von Naturräumen und natürlichen Wasserläufen; die Rodung von Hecken und Seitenstreifen hat dazu geführt, dass Natur aus den landwirtschaftlich genutzten Arealen verschwunden ist.
Wir können aber den Kampf gegen die Natur nicht gewinnen. Denn wir sind Teil davon.
Wir leben mit der Natur, nicht ohne. Es ist unsere Mitwelt, nicht unsere Umwelt.
Je mehr wir von unserer Mitwelt zerstören, desto mehr Schaden haben wir selbst.
Klar, das betrifft dann vor allem die nachkommenden Generationen.
Jede ausgestorbene Spezies ist ein unwiederbringlicher Verlust, der weitere Spezies bedroht.
Was zu weiterem Aussterben führt.
Wir müssen diese Abwärtsspirale stoppen!
Der Klimawandel, der zu Veränderungen des Weltklimas (!), zu ansteigenden Meeren und Wetterextremen führt wird auch von der Landwirtschaft befeuert.
Nicht nur der Verbrauch an Öl für Fahrzeuge, Dünger und Gifte, sondern auch die Auszehrung der Böden sind ein Problem.
Der Humusanteil, also der Anteil an organischem Material, an gebundenem CO2, ist aufgebraucht. Das CO2 ist in die Atmosphäre entwichen. Der tot gepflügte und gespritzte Acker beherbergt keine Bodenpilze, die die Wasserspeicherung im Boden verhundertfachen. Auch die organischen Anteile saugen sich voll Wasser, wozu mineralische Gesteine nur sehr begrenzt fähig sind.
Die Vernichtung von alten Wäldern und die Entwässerung von Mooren, die Drainage von Ackern und Wiesen zwecks Befahrbarkeit mit tonnenschweren Geräten, all das führt auch zum Ansteigen der Meeresspiegel.
Eine andere Landwirtschaft ist so dringend wie noch nie zuvor nötig!
Unsere Mitwelt
Ja, unsere Mitwelt braucht einen Teil der Fläche dieses Planeten.
Wir müssen sie auch immer mitdenken, wenn wir über Landwirtschaft nachdenken.
Es bedeutet aber keinen Verlust für uns sondern wird uns auf lange Sicht bereichern.
Wobei mit „bereichern“ nicht der kurzfristige Geldsegen gemeint ist.
Der ist das Problem beim derzeitigen System Landwirtschaft.
Bereichern wird uns unsere Mitwelt, indem wir gesunde Lebensmittel gewinnen, die wir mit Hilfe unserer Mitwelt wachsen lassen. Ja, die Natur kann uns bei der Landwirtschaft helfen.
Jede Wurzel kann das Düngestäbchen für die nächste Pflanze sein. Jeder Regenwurm lockert, düngt und belüftet den Boden. Die Pilze (die wahren Zucker-Junkies) versorgen Pflanzen mit Nährstoffen, damit sie von diesen Zuckerlösung bekommen. Dadurch können Bäume auch tausende Jahre an einem Standort stehen ohne das sie Nährstoffmangel hätten.
Nur ein lebendiger Boden braucht keinen fossilen Dünger.
Wenn Läuse auf Pflanzen sind, dann ist das OK, denn nur wenn es Läuse gibt, haben die Tiere, die Läuse fressen auch was zu fressen. Wenn die Läuse immer totgespritzt werden, dann verhungern meine Helfenden aus der Mitwelt.
Das Quadratkilometerweise Monokulturen angebaut werden fördert den „Schädlingsbefall“.
Ein streifiger Anbau, wie es z.B. in China Tradition ist, hat wesentlich weniger Probleme damit.
Ist ja auch klar. Warum sollte es gut für die Mitwelt sein, weit und breit die gleiche Pflanze zu haben? Diversität ist gefragt um ein stabiles System zu haben.
Die Natur gräbt auch nicht um. Oder pflügt. Warum auch? Es macht keinen Sinn, die Organismen, die Licht und Luft benötigen, nach unten ins stickige Dunkel zu bringen und dafür die Pilze und Mikroorganismen, die es feucht und dunkel mögen, im hellen vertrocknen zu lassen.
Die grabenden Regenwürmer und Käfer werden durch die Gewalteinwirkung zerquetscht oder durchtrennt.
Viele Pflanzen breiten sich an geeigneten Standorten aus und auch 1-jährige Pflanzen können über Jahrzehnte an einem Standort gedeihen. Das Bodenleben stellt sich auf die Pflanze ein, passende Pilze siedeln sich an, das System ist stabil und muss nur noch geerntet werden.
100% ist das falsche Ziel bei der Ernte. Wie soll unsere Mitwelt existieren, wenn wir ihr nichts mehr übrig lassen? Genau gleich können wir nicht 100% der Fläche für Ackerfrüchte nutzen. Es gibt auch Pflanzen, die wir nicht ernten, die aber trotzdem wichtig sind für unsere Mitwelt. Die sollen auch ihren Raum bekommen.
Randstreifen und Hecken sind da schon ein guter Plan, aber auch Streifen neben den Ackerfrüchten inmitten des Feldes sind gute Lösungen. Da habe ich mich schon öfter gefreut, dass die Läuse gar nicht auf dem kultivierten Gemüse waren sondern auf den Beipflanzen.
Vielfalt statt Einfalt. Das bedeutet mehr „Arbeit“. Im handwerklichen Sinne.
Ja, warum denn nicht etwas sinnstiftendes Tun? Wachstum mal auf natürliche Art und Weise statt in Büros hockenden Massen. Frische Luft und Bewegung fördern unsere Gesundheit, unsere Verbindung mit unserer Mitwelt und machen nachhaltig zufrieden.
Neue Ansätze für die Landwirtschaft
Wenn erzählt wird das dieser eine Weg und nur Dieser der richtige ist, dann will euch wer von den Wahrheiten ablenken.
Denn es gibt fast immer mehr als die eine Wahrheit.
Deshalb geben wir hier mal ein paar Denkanstöße, damit sich alle auf den Weg der Veränderung begeben können.
Eine Frage ist sicherlich immer interessant:
Wie hat das die Natur gemacht, als der Mensch noch nicht in die Mitwelt eingegriffen hat?
Falls Menschen das noch nicht wissen: Wenn die Existenz der Erde auf ein Jahr umgerechnet wird, so erscheinen Menschen in der letzten Sekunde vom 31. Dezember…
Die letzten 150 Jahre (industrielle Revolution genannt) sind ein Mikrosekundenbruchteil.
Die Vielfalt von Pflanzen und Tieren war also weit früher da und hat sich ohne uns über Millionen von Jahren entwickelt und gehalten.
Wir müssen also nicht versuchen, die von uns gewünschten Pflanzen vor der „bösen Natur“ zu beschützen. Wir müssen beobachten und ermitteln, welche Bedingungen die besten sind, damit diese Pflanzen sich in der Mitwelt gut entwickeln. Dabei sind Standort (Licht, Wasser, Wind), Boden (Organischer Anteil, Pilze, Mikroorganismen) und klimatische Bedingungen die, zugegeben komplexen, Rahmenbedingungen, innerhalb denen wir die uns geneigten Pflanzen entwickeln zu haben.
Ja, auch wir greifen manuell in das System ein. Pflanzen, die unsere gewünschten Pflanzen verdrängen würden, werden beschnitten um den Kulturpflanzen einen Vorteil zu gewähren. So lange, wie es nötig ist um ein natürliches Klima geschaffen zu haben, das unsere Kulturpflanze dort von sich aus Verankert ist. Sich die eigene Umgebung geschaffen hat.
Beobachten ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Agrarwende. Ausprobieren hilft dabei.
Wir müssen das gesamte System hinterfragen und neu aufsetzen, wenn wir wirkliche Veränderung wollen, wenn es nachhaltig sein soll.
Wir werden uns austauschen und gegenseitig besuchen, unsere Erkenntnisse dokumentieren und damit großes Wissen über unsere Mitwelt gewinnen.
Ein Blick in die Zukunft
Das große Maschinensterben in der Landwirtschaft führt zu mehr Beschäftigung von Menschen mit dem, was wirklich wichtig ist: Ihrem Essen, ihrer Mitwelt, ihren Mitwesen.
Bäume pflanzen wird das große Baumsterben, dass bereits in vollem Gange ist, bremsen und einen Fußabdruck in die Zukunft werfen. Baumplantagen werden sich von selbst erledigen, es lebe der natürliche (Misch-) Wald.
Auch auf den Äckern stehen Bäume, es gibt überall Hecken, die Verdunstung und Verwehung vermindern. Seitenstreifen werden nur 1m gemäht. Dahinter wachsen ganz natürlich kleine Bäume heran.
Die Menschen haben ihre Konsum- und Essgewohnheiten geändert. Um durch Fleisch satt zu werden ist die 9-fache Menge an Pflanzen nötig, als für eine pflanzliche Ernährung. Der Ausstoß von Methan durch Kühe ist deshalb um 90% gesunken. (Methan ist als Treibhausgas vielfach schädlicher als CO2 und verbleibt wesentlich länger in den oberen Schichten der Atmosphäre).
Die Versorgung mit Gemüse erfolgt wieder regional. Es wird vor Ort das Essen produziert, was gegessen wird. Transportwege sind sehr kurz und werden mit Fahrrädern oder Lastenrädern erledigt. Die tagesfrische Ernte und Verteilung erübrigt eine Kühlkette. Die Menschen wissen wieder wo ihr Essen herkommt und bekommen einen besseren Bezug zu ihrer Mitwelt.
Rund um die solidarischen Landwirtschaften entstehen Bäckereien, Handwerk und Kunst.
Die Vernetzung der Menschen untereinander führt zu mehr Gemeinschaft. Als Folge davon rücken die Menschen wieder mehr zusammen und es braucht keine neuen Wohnhäuser.
Der Trend geht dahin, altes zu erhalten und zu reparieren, anstatt neues zu kaufen und rasch wieder wegzuwerfen.
Das alles wird sich nur verwirklichen, wenn der Kapitalismus, der schon per eigener Definition nicht auf einen begrenzten Planeten passt, überwunden wird und endlich von einem Gesellschaftssystem, das die Menschen und unsere Mitwelt in den Mittelpunkt rückt, abgelöst wurde.
Deshalb gab es neben der Agrarwende auch die Verkehrswende, die Energiewende, die Industriewende, die Ernährungswende, die Gesellschaftswende, die Medienwende, die Wissenschaftswende, die Arbeitswende, die Immobilienwende, die Schulwende, …
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