Liebe Menschen,

dies ist ein Jahresrückblick von Menschen, die 2021 in der Protestbewegung gegen die A49 und im Gäst_innenhaus aktiv waren – und die es auf unterschiedlichste Art und Weise weiterhin sind. Viele Menschen sind im Laufe des Jahres dazugekommen, einige sind schon länger dabei. Viel Neues hat sich in Dannenrod und Umgebung eingefunden. Die ersten Schritte sind getan für langfristige Arbeit für Gemeinschaft und Gesellschaft. Und das fußt auf einer längeren Geschichte, v.a. auf der Bewegung gegen die A49 und die großen Danni-Proteste im Jahr 2020.

Es gab aber auch nach der Räumung weiterhin zahlreiche Protestaktionen entlang der Trasse und gegen die Bauarbeiten. Leider nicht genügend, bei weitem nicht genügend. Viele von uns bleiben häufig hinter ihren Erwartungen an sich selbst und an die Welt um sie herum zurück. Und dann atmen wir durch und betrachten gemeinsam den verdammt schwierigen Zustand unseres Planeten. Wo fangen wir da an, es besser zu machen? Bei der A49? Überall? Bei uns selbst?

Was bringt uns dazu, nicht aufzugeben?

Es gab immer wieder diese wenigen starken Momente. Momente, wo wir gemeinsam gesungen haben in Dannerod, Maulbach, Alsfeld, Stadtallendorf, Homberg oder Frankfurt. Momente, wo sich Trauer und Hoffnung bei den Sonntagsspaziergängen an der Trasse und in den Wäldern vermischt haben. Momente, wo wir voneinander gelernt haben – ob praktisches oder theoretisches Wissen oder eine persönliche Geschichte.

Der Protest gegen die Zerstörung und für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen hat sich weiterentwickelt, und nach der Danni-Räumung hat er sich verteilt. Nach Lützerath, ans A20-Camp im Norden und an viele weitere Orte, wo das Angehen eines Systemwandels in vielfältigen Formen auf der Tagesordnung steht.

Irgendwas bleibt aber auch. Und irgendwas entwickelt sich hier in Dannenrod und Umgebung weiter, was wir gerade wahrscheinlich noch gar nicht fassen können.

Wir können auch kaum fassen, was dieses Jahr alles passiert ist. Das lässt sich in keiner adäquaten Form wirklich wiedergeben. Deshalb haben uns wir entschieden, ein paar persönliche Ausschnitte von wichtigen Erfahrungen und Erlebnissen hier zusammenzutragen und dies alles auf unseren neu gestalteten Blog auf unserer Website zu stellen.

Als erstes hat uns Anja einen Text über Events im Jahr 2021, die ihr besonders im Gedächtnis geblieben sind, geschickt. Events, wo sie mit den musizierenden Gruppen Lebenslaute oder Unerhört und mit dem Gäst_innenhaus zusammen ein bisschen revolutionäre Stunden verbracht haben. Lest selbst:

Außerdem hat Jacki mit uns einprägsame Erinnerungen am Danni aus dem letzten Jahr geteilt:

Hier ein paar Eindrücke von Zeder, der oft mit Schreiben beschäftigt war in 2021 und sich kaum entscheiden konnte, was von den unglaublich vielen, alltäglich-wunderschönen bis verdammt lebensverändernden Erfahrungen er hier auswählen sollte. Herausgekommen ist das:

Unsere Geschichten erreichen auch immer mehr Leute, die das Gäst_innenhaus vorher noch nicht kannten. Beispielsweise in der Contraste – Zeitung für Selbstorganisation erzählen Danni-Menschen, wie das Projekt Gäst_innenhaus sich in seinen Anfängen entwickelt hat und was seine Ansprüche an den gesellschaftlichen Wandel sind:

Und schließlich hat hier winter mit uns geteilt, was gelernt und erfahren und mitgenommen wurde:

Danke euch allen!

Wir vom Gäst_innenhaus sind voller Dankbarkeit für all diese Möglichkeiten, die uns eröffnet werden. Ein besonderer Dank geht an Ingrid und Rolf!
Danke euch für euer Vertrauen, für eure Ideen, für euer Engagement!

Das ist alles gar nicht selbstverständlich!

Das ist ein Haufen Arbeit, den wir uns da machen. Wir tun unser Bestes, dass es sich lohnt. Wir sind überzeugt, dass es nötig ist im Angesicht der Klimakrise, Alternativen zu leben und dabei trotzdem viele Menschen mitzunehmen.

Dafür schauen wir auch immer wieder kurz zurück, um zu reflektieren. Dank finanzieller Unterstützungen ist im ersten Jahr ungefähr ein Fünftel der Summe zusammenkommen, die wir für den Hauskauf angesetzt haben. Wir haben außerdem viele Förderanträge geschrieben und werden die Kampagne zur Finanzierung unseres Projektorts erweitern und fokussieren.

Uns diese ganze Büro-, Öffentlichkeits- und Verwaltungsarbeit gegenseitig beizubringen und gemeinsam einen großen, vielseitigen Ort sowie ein achtsames Miteinander zu pflegen, war und ist immer wieder herausfordernd. Die Ideale einer sozial-ökologisch gerechten Transformation auch selbst (so gut es eben geht) zu leben, war und ist immer wieder herausfordernd.

Um diese Ideen und Ansätze des Wandels zu teilen, und um unsere Freiräume besser mit anderen Interessierten teilen zu können, waren wir auch viele Male in der Presse, im Fernsehen oder im öffentlichen Gespräch auf Klimacamps, Demos und Veranstaltungen.

Und es ist auch sonst verdammt viel passiert…

Jahresrückblick 2021: Ein paar Daten und wichtige Ereignisse

Januar/Februar

Aufräumen, was von der Räumung übrig bleibt

Teilweiser Einzug ins Gäst_innenhaus

16.2. Visionstreffen (4 Säulen, Danni Strukturen organisieren)

19.2. Solifoto zum Jahrestag des Attentats in Hanau

8.3. FLINTA*-Space im Gäst_innenhaus „besetzt“/feministischer Kampftag mit Soli-Foto

2.-9.4. Aufbau Klimacamp

5.4. Vereinsgründung „Gäst_innenhaus Jakob e.V.“

9.-18.4. Klimacamp

ab 19.4. Abbau Klimacamp

20.4. Idee der Hauskauf-Kampagne wird angefangen, nach außen zu tragen

April/Mai
Ella Verhandlungen und Demos in Alsfeld

Menschen bauen die KüfA um, erweitern die Räume der großen Außenküche und Lager und Ausgabe ziehen um in das kleine Gebäude
Erde wird zum Arbeits- und Gemeinschaftsraum
Projektbüro wird eingerichtet

Werkstatt wird eingerichtet (in der Garage)

erste Arbeiten auf dem 1 ha Acker für die geplante Solawi finden statt

28.5. KüfA-Streik – anschließend: die Essensversorgung wird Gruppenaufgabe

30.05. Kampagnen-Start


Juni/Juli
Ella Verhandlungen und Demos in Alsfeld
5.-6.6. Dezentrale Aktionstage – Theaterhafte Altlasten-Demo in Stadtallendorf, Sonntagsspaziergang mit vorheriger Critical Mass
Mond wird für die offene Werkstatt ausgeräumt und der Boden begradigt
Kampagne wird vorangetrieben durch Förderanträge schreiben
Selbstorganisierte, gemeinsame Kletterwoche
2.7. Große Soli-Demo FreeElla vor der JVA Preungesheim
9.7. A49-illegal Demo in Wiesbaden (zusammen mit Greenpeace Wiesbaden und Haftunterstützung Hessen)
17.7. Klima-Vernetzungsevent in Wiesbaden
22.7. Erster Open Air Kinoabend auf der Mahnwachen-Wiese
28.7. Diskussionsveranstaltung auf den Theatertagen „Weseler Werft“ in Frankfurt (initiert vom Antagon Theater)


August/September
1.8. Danni/Gäst_innenhaus goes Kulturelle Landpartie (Workshops geben im Wendland)
6.-8.8. Restorative & Transformative Justice Wochenende im Danni
6.-15.8. Danni Workshops und Zusammentreffen: Kultur ohne Kohle Festival im Rheinland bei Lützerath
9.-11.8. Ferienspiele Knallerbsen
18.8. A49-illegal/FreeElla-Tribunal beim Rise Up in Berlin
25.-27.8. Ohne Kerosin nach Berlin goes Danni (politische Fahrradtour für das Klima)
27.8. Ausstellungseröffnung „Y.A.N.A. (You Are Not Alone)“ in Gießen; Danni-Protest- Ausstellung von Laura Peral in Zusammenarbeit mit dem Gäst_innenhaus
28.8. Wir sind Danni! Demo mit Menschenkette; Sabine Leidig und B. Schlemmer hielten Reden
29.8. Sommerfest des Gäst_innenhaus
5.9. Kampagnen-Weiterentwicklung (Mikrokredite etc.) und Anpassung der Spendensumme auf 258.000 €
18.9. Parking Day Stadtallendorf
21.9.-23.9. Direct-Action-Workshoptage am Danni
24.9. Global Strike FFF Alsfeld
24.9. Danni-Ausstellungseröffnung „Menschen im Widerstand“ im Gäst_innenhaus


Oktober/November
1.10. Ella-Film Premiere(n)
5.10. „Der wilde Wald“ Film + Diskussion in Marburg
9.10. Podiumsdiskussion: „A49 abgesagt“
Corona-Fall im Haus
17.10. Baumhöhlenkartierungsspaziergang
22.-24.10. Kritisches Einführungswochenende am Danni – AStA Gießen
25.10. Radio Rheinwelle „Transformation-Talk“ mit Transformationsforscherin Areeg Mulhi
9.11. Lesung + Gespräch des Jugendbuchs“Ökoterroristin“


Dezember
Gäst_innenhaus Artikel im Contraste Magazin erschienen
5.12. Winterfest
6.12. Start der Winterpause

11.12. Gemeinsamer Protest gegen das geplante Gewerbegebiet „Weißer Weg“ in Alsfeld – von BUND, NABU, DIE LINKE, Gäst_innenhaus, Danni-Menschen und Anwohnenden aus der Region



Prozesse und sonstige Aktionen über das ganze Jahr:

Kampagnen-Arbeit und Weiterentwicklung

–> Grundpfeiler der Kampagne: sozialökologisch gerechte Fördermöglichkeiten, Vernetzung, Anschlussfähigkeit, Transparenz, gemeinschaftliche Partizipation und Selbstermächtigung beim gesellschaftlichen Wandel

–> Förderanträge, Öffentlichkeitsarbeit, viele Infotreffen über die Kampagne (online & im Haus)

Acker/Solawi wird auf Jungle-Fläche angelegt, gepflegt und wir können im Laufe des Jahres viel Gemüse ernten

Offene Werkstatt – Umzug in den Mond, neuer Boden, Aufräumen und Einräumen, reparieren

Offene Bibliothek – Aufruf zu Buchspenden, Einzug in die „Sauna“ im Gäst_innenhaus, kontinuierliche Erweiterung des (recht politisch ambitionierten) Sortiments

Jeden Donnerstag Mahnwachen Treffen „Keine A49“

Jeden Sonntag Gäst_innenhaus Prozess-Update und anschließend Waldspaziergang im Danni, Herri oder Mauli

zahlreiche Protestaktionen entlang der Trasse und gegen die Bauarbeiten

Juli bis Oktober Open Air Kinoabende auf Mahnwachen-Wiese

Besuch vieler Klimacamps (u.a. Köln, Nürnberg, Erlangen, Kassel) und Events der Klimagerechtigkeitsbewegung (u.a. RiseUp Week Berlin, Kultur ohne Kohle Festival – Lützerath, „Klima-Get Together“ in Wiesbaden)

Free Ella Demos vor der JVA Preungesheim

Mahnwachen Wiese: Aufräumen, Bauprojekte (Hütte, Teich, Lehmofen)

Gebäude und Räume winterfest/dauerhaft nutzbar machen und Räume den Bedürfnissen der Bewohnenden anzupassen (z.B. Gruppenschlafraum)

kontinuierlich Vernetzungs-, Bildungs- und Solidaritätsprojekte mit anderen Orten und Initiativen des Wandels

viele Besuche interessierter Menschen, die den Ort wiedersehen oder ganz neu kennenlernen wollen

Fazit

Hier wächst was heran, Stück für Stück. Es wird schwierig bleiben. Wir haben uns keinen einfachen Weg ausgesucht. Aber all die Unterstützung und all die schönen, gemeinsamen Erfahrungen vom ersten Jahr Gäst_innenhaus – das lässt uns weitermachen.

Ausblick

Wir haben auf viele Prozesse, Projekte und Veranstaltungen mit euch total Lust!

Das Jahr beginnt mit der solidarischen und lauten Prozessbegleitung der Revisions-Verhandlungen von Ella in Gießen. Termine sind 17.01. | 19.01. | 24.01. | 04.02. | 09.02. | 15.02. | 18.02. | 01.03.

Unsere erste Mitgliedinnenversammlung 2022 ist am 15.1. um 18 Uhr im Gäst_innenhaus.

Im Laufe des Februars planen wir die offene Werkstatt mit der dann (hoffentlich) fertigen zweiten Raumhälfte zu eröffnen.

Im April steht die Idee im Raum, wie letztes Jahr auch, ein größeres Klimacamp mit zahlreichen Workshops zu veranstalten. Das wird viel an Planung beinhalten…

Vom 22.-24. September findet bei uns ein Wochenende zum Thema Kochen mit der NAJU Hessen statt.

Die Sonntagsspaziergänge werden sicherlich auch weitergehen! Der Kontakt mit all den lokalen Aktiven im Naturschutz, in der Verkehrswende und gegen die A49 bleibt uns sehr am Herzen liegend.

Viele weitere, regelmäßige wie unregelmäßige Veranstaltungen sind geplant!

Wir machen auch am 18.1. eine Visionsrunde für das Jahr 2022 im Gäst_innenhaus, um ein bisschen genauer gemeinsam in die Zukunt zu schauen. Details folgen…

Schlussendlich noch einmal: Danke, dass es euch gibt!

Wir sind der lange Atem des Wandels, gemeinsam schaffen wir das.

Bis danni

eure Menschen des Gäst_innenhaus